TL;DR
- Vermeidung kommt zuerst. Das ist die oberste Stufe der Abfallhierarchie. Recycling ist wichtig – aber nachrangig.
- Recycling hat Grenzen: Fehlwürfe, verschmutzte Stoffe und Verbundverpackungen senken die Quote; manches wird downgecycelt oder verbrannt.
- Greenwashing erkennen: Begriffe wie „klimaneutral“ oder eigene Siegel kritisch prüfen.
- Leitungswasser spart massiv CO₂ und Geld (bis zu 171× weniger CO₂ als Flaschenwasser; ca. 500 L für etwa 1 €).
- Fast Fashion belastet Klima und Ressourcen. Besser: langlebig kaufen, tauschen, reparieren, Secondhand.
Warum Mülltrennung Grenzen hat
Die Abfallhierarchie sagt klar: Vermeiden vor Wiederverwenden, erst danach Recycling. Trennung ist nötig, aber nicht allmächtig. Drei Gründe:
- Kontamination: Essensreste und Schmutz machen ganze Stoffströme unbrauchbar. Beispiel: stark verschmierter Pizzakarton gehört in den Restmüll; nur leicht fettige Kartons dürfen ins Altpapier.
- Downcycling: Aus gemischtem Kunststoff entstehen oft minderwertige Produkte (z.B. Parkbänke) – das Material ist danach schwer wieder stofflich nutzbar.
- Technische & ökonomische Limits: Verbundverpackungen (z.B. beschichtete Papiere, Becher mit Kunststoffbeschichtung) sind schwer trennbar. Bei niedrigen Ölpreisen ist Neuplastik oft günstiger als Rezyklat. Fehlwürfe im Gelben Sack (20–40 %) drücken zusätzlich die Quote.
Häufige Fehler & Folgen
- Pizzakarton stark verschmutzt → verunreinigt Altpapier → Restmüll.
- Bioplastik-Tüte in Biotonne → zersetzt sich zu langsam → Störstoff, meist Verbrennung.
- Coffee-to-go-Becher ins Altpapier → Verbundmaterial → nicht in die Papiertonne (Gelber Sack/Wertstoff).
- Glas über lange Strecken → hohes Gewicht → mehr Transport-Emissionen (Mehrweg aus der Region ist besser).
Was funktioniert – und was nicht
Funktioniert gut
- Sauber getrenntes Altglas wird zu neuem Glas.
- Altpapier spart viel Energie und Wasser gegenüber Frischfaser.
- Sortenreine Kunststoffe können stofflich recycelt werden.
- Mehrweg bei kurzen Wegen: Flaschen/Kaffeebecher mehrfach nutzen.
Funktioniert (noch) nicht gut
- Verbundverpackungen (Papier + Kunststoff) – schwer trennbar.
- Stark verschmutztes Papier – besser Restmüll.
- Bioplastik in der Biotonne – zersetzt sich in Anlagen oft zu langsam.
- Einweg-Glas mit langen Transportwegen – hoher Energiebedarf.
Besser: Müll vermeiden
Vermeidung schont am meisten Ressourcen. So startest du sofort:
- Leitungswasser zapfen: Bis zu 171× weniger CO₂ als Flaschenwasser und extrem günstig (ca. 500 L ≈ 1 €). Nimm eine eigene Trinkflasche mit.
- Mehrweg statt Einweg: Brotdose, Trinkflasche, Coffee-to-go im eigenen Becher.
- Langlebig kaufen: Qualität vor Quantität, reparieren statt neu kaufen.
- Fast Fashion vermeiden: In Deutschland werden ca. 60 Teile/Jahr gekauft, viele ungetragen. Besser: tauschen, Secondhand, auf Siegel achten (z.B. GOTS, Fairtrade, EU Ecolabel).
Schulalltag: Was ihr ab heute tun könnt
- Bring deine Trinkflasche mit und fülle sie in der Schule auf.
- Nutz Mehrweg-Dosen für Pausenbrot statt Alu- oder Plastiktüten.
- Starte mit eurer Klasse eine „Trinkwasser-Challenge“ oder fragt die SV nach einem Sprudler.
- Organisiere einen Kleidertausch oder gib gut erhaltene Sachen weiter.
- Trenne konsequent: löffelrein reicht – nicht heiß ausspülen.
Mythos vs. Fakt
Pizzakarton gehört nie ins Altpapier.
Fakt: Leicht fettige, leere Kartons dürfen ins Altpapier. Stark verschmierte: Restmüll.
Bioplastik darf in die Biotonne.
Fakt: In den meisten Kommunen unerwünscht – zersetzt sich zu langsam und wird aussortiert.
Coffee-to-go-Becher sind Papierabfall.
Fakt: Innen beschichtet → kein Altpapier. Über Wertstoffsammlung entsorgen. Besser: Mehrweg.
Es wird sowieso alles recycelt.
Fakt: Nur sauber Getrenntes kann recycelt werden. Fehlwürfe und Verbunde senken die Quoten deutlich.
Glas ist immer klimafreundlicher als Plastik.
Fakt: Mehrweg-Glas regional ist top; Einweg-Glas mit langen Wegen schneidet schlechter ab.
Verpackungen müssen blitzblank gespült sein.
Fakt: Löffelrein reicht. Heißes Spülen verschwendet Energie und Wasser.
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Glossar
- Abfallhierarchie: Reihenfolge: Vermeiden, Wiederverwenden, Recycling, Verwertung, Beseitigung.
- Downcycling: Wiederverwertung zu geringerer Qualität (z.B. Parkbank aus Mischplastik).
- Verbundmaterial: Mischung aus z.B. Papier und Kunststoff; schwer trennbar.
- Rezyklat: Material, das aus Abfällen recycelt wurde.
- Greenwashing: Werbung, die Produkte „grüner“ erscheinen lässt als sie sind.
- Löffelrein: Verpackung ist restentleert; Ausspülen nicht nötig.
- Mehrweg: Verpackungen, die oft wiederbefüllt werden (z.B. Flaschen, Becher).
- Bioplastik: Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen oder kompostierbar – nicht automatisch für die Biotonne geeignet.
Quellen
- Umweltbundesamt: Abfall- und Kreislaufwirtschaft (Abfallhierarchie)
- UBA & ZSVR: Verpackungsrecycling gelingt nur mit richtiger Mülltrennung (Zahlen & Fehlwürfe)
- Verbraucherzentrale NRW: Pizzakarton – Altpapier oder Restmüll?
- Verbraucherzentrale Bayern: Kompostierbare Kunststoffverpackungen in den Biomüll?
- Verbraucherzentrale NRW: Coffee-to-go-Becher richtig entsorgen
- Verbraucherzentrale Hessen: Glas vs. Kunststoff – Ökobilanz
- ZEIT (mit UBA/VKU): Leitungswasser – CO₂-Vorteil & Kosten (500 L ≈ 1 €; bis zu 171×)
- Verbraucherzentrale Hamburg: Mit weniger Plastik leben (Grenzen des Kunststoffrecyclings)
- Verbraucherzentrale Hessen: Plastik – Problem & Recyclingquoten (u.a. ~35 %)
- Deutsche Umwelthilfe: Einweg-Plastikflaschen – Mengen & Klimaeffekte
- Hintergrund Fast Fashion: Konsum, Mikrofasern, Wasserverbrauch (T-Shirt ~2700 L)
- Greenpeace: Vernichtungsverbot für unverkaufte Kleidung (EU-Regeln)
- Fairtrade Textile Standard: Sozial- & Umweltanforderungen
- EU Ecolabel: Kriterien für Kleidung & Textilien
- ÖKO-TEST: Fehlwürfe im Gelben Sack & „löffelrein“ statt Spülen